Diabetes gilt als eine der großen Volkskrankheiten. Laut dem Bundesgesundheitsministerium ist in Deutschland bei ca. 7,2 Prozent der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren ein Diabetes mellitus bekannt. Davon sind ca. 90 bis 95 Prozent von Typ-2-Diabetes betroffen (Stand: 29.08.2022). Weltweit wird die Zahl der Erkrankten auf rund 400 Millionen Menschen geschätzt.
Diabetes mellitus bedeutet übersetzt „Honigsüßer Durchfluss“ und gehört zu den chronischen Stoffwechselerkrankungen. Mit dem honigsüßen Durchfluss ist dabei der Urin des Betroffenen gemeint. Jener ist, aufgrund des verstärkten Glukosevorkommens, bei Diabetespatienten süß. Im Volksmund wird die Erkrankung auch „Zuckerkrankheit“ genannt. Bleibt der Diabetes unentdeckt oder wird nicht behandelt, kann das lebensbedrohliche Folgen haben. Häufig ist nicht bewusst, dass das Risiko an Diabetes zu erkranken im Alter erhöht ist. Bei einem Hausarztbesuch kann schnell darüber Aufschluss gegeben werden, indem ein kurzer Test durchgeführt wird, der eine Diabeteserkrankung bestätigen oder ausschließen kann.
Bei einer Diabeteserkrankung kommt es zu einem teilweise stark erhöhten Glukosewert im Blut (Hyperglykämie). Die Glukose wird dem Körper über die Nahrung zugeführt und über das Blut mithilfe des Insulinhormons in die Zellen abgegeben. Liegt eine Störung des Insulinhormons vor, wie z. B. dessen Fehlen oder eine zu geringe Produktion, kann die Glukose nicht oder nur unzureichend in die Zellen abgegeben werden. Die Folge ist, dass das Blut nun mit zu viel Glukose angereichert ist und in die Nieren transportiert wird. Die Nieren versuchen nun die Glukose über den Urin auszuspülen. Bei einem Test zeigt sich, dass die Glukosewerte im Urin erhöht sind. Menschen mit Diabetes müssen ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig messen bzw. kontrollieren lassen.
Zu den häufigsten Symptomen zählen ein gesteigertes Durstgefühl und ständiger Harndrang. Weitere Symptome können trockene Haut, Gewichtsverlust, Sehstörungen, schlechte Wundheilung, Abgeschlagenheit, Harnwegsinfekte und Blasenentzündungen oder Muskelkrämpfe sein. Diese Symptome müssen jedoch nicht zwangsläufig auftreten, wenn eine Diabeteserkrankung vorliegt. Häufig werden sie auch mit einem stressigen Tag oder dem Alter oder dem Wetter erklärt. Deshalb sollte auch auf die Anzeichen einer Hypoglykämie, einer sogenannten Unterzuckerung, geachtet werden. Dazu gehören Herzrasen, Schwindel, Kaltschweißigkeit, Zittern, Heißhungerattacken sowie Kopfschmerzen und Sehstörungen. Gibt es Diabeteserkrankungen in der eigenen Familie, sollte dies ebenfalls abgeklärt und der Glukosewert im Blut wie im Urin sollte regelmäßig bestimmt werden.
Wenn die Diagnose Diabetes mellitus gestellt wird, ist wesentlich für die Therapie, um welche Diabetesform es sich handelt. Unterschieden wird im Wesentlichen zwischen Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2.
Diabetes Typ 1
An der eher seltenen Form der Diabetes Typ 1 sind ca. 5 Prozent der von Diabetes Betroffenen erkrankt, davon mehrheitlich Kinder und Jugendliche.
Die nötigen Zellen, die das Insulin produzieren, werden bei dieser Erkrankung über einen meist langen Zeitraum vom Körper selbst zerstört und somit auch deren Funktion. Der aufgenommene Zucker kann dadurch nicht in den Zellen verarbeitet werden und muss im Blut verbleiben. Beim Typ-1-Diabetes liegt eine nicht ausreichende oder gar keine Insulinproduktion vor. Diese Schädigung des Stoffwechsels ist nicht heilbar, was bedeutet, dass die Betroffenen in der Regel ihr gesamtes Leben auf Medikamente angewiesen sind. Jedoch können sie mit den erprobten Therapiemethoden überwiegend uneingeschränkt leben.
Symptome
Vermehrtes und starkes Durstgefühl
Gewichtsabnahme
Häufiger Harndrang
Müdigkeit und Muskelschwäche
Schlechte Wundheilung und trockene Haut
Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen
Sehstörungen
Die Besonderheit des Diabetes Typ 1 ist die Unterteilung dieses Typs in zwei weitere Formen:
Diabetes Typ 1a
Bei dieser Form können Antikörper bereits vor dem Ausbruch der Diabeteserkrankung im Blut nachgewiesen werden. Sie lassen sich in manchen Fällen sogar Jahre zuvor nachweisen.
Diabetes Typ 1b
Hier können keine Antikörper im Blut nachgewiesen werden.
Therapie
Da beim Typ-1-Diabetes die Insulinhormon-Produktion völlig eingeschränkt ist, muss dieses von außen zugeführt werden. Es wird in der Regel in flüssiger Form verabreicht über eine Spritze, den sogenannten Insulin-Pen, oder eine Insulinpumpe. Dabei ist die Menge der Insulininjektion immer individuell zu bestimmen. Je nach Lebensweise, Aktivität und körperlicher Beschaffenheit muss die Insulinmenge angepasst werden.
Dabei spielen folgende Faktoren eine entscheidende Rolle:
Stress
Weitere Erkrankungen (akut oder chronisch)
Ernährung
Operationen
Bei einer Insulintherapie mittels Basis-Bolus-Konzept wird mindestens dreimal täglich das sogenannte lang wirksame Basal-Insulin in das Unterhautfettgewebe injiziert, welches langsam in das Blut abgegeben wird, um eine Basisversorgung mit Insulin im Blut zu haben. Vor Mahlzeiten muss zusätzlich kurz wirksames Insulin injiziert werden, um den höheren Glukosewert im Blut zu senken. Die Gabe des kurz wirksamen Insulins wird auch „Bolus“ genannt.
Folgen
Insbesondere können Folgeerkrankungen durch einen schlecht therapierten oder gänzlich unbehandelten Diabetes entstehen. Dabei können Schäden an den Augen, Nieren und Nerven auftreten, zudem der „diabetische Fuß“ sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstehen.
Diabetes Typ 2
Unter der Typ-2-Form leiden zwischen 90 und 95 Prozent aller von Diabetes betroffenen Menschen. Sie wird auch als sogenannter „Altersdiabetes“ bezeichnet, weil häufig ältere Menschen daran erkranken, aufgrund der nachlassenden Insulinproduktion im Alter. Jedoch sind auch zunehmend jüngere Menschen von dieser Diabetesform betroffen, auch von „Wohlstandskrankheit“ wird hier gesprochen. Dem liegt der Lebenswandel junger Menschen zugrunde. Arbeiten im Sitzen häuft sich und ist beliebt, eine ungesunde Ernährung und Stress tun ihr Übriges, und einige neigen dadurch zu Übergewicht. Durch das zusätzliche Fettgewebe und die mangelnde Bewegung wird die Insulinproduktion beeinträchtigt oder sogar verhindert. Dabei verbleibt die Glukose, wie beim Diabetes Typ 1, im Blut und kann die Organe dadurch schädigen.
Symptome
Konzentrationsprobleme
Vergesslichkeit
Mattigkeit
Depressive Verstimmungen (häufig verwechselt mit Altersdepressionen)
Wundheilungsstörungen
Trockene, juckende Haut
Pilzinfektionen und Harnwegsinfekte
Therapie
Zu Beginn gilt es, die verursachenden Faktoren auszuschalten – Übergewicht und Bewegungsmangel –, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, einen Diabetes Typ 2 zu heilen, insbesondere wenn er durch einen falschen Lebensstil ausgelöst wird. In aller Regel ist diese Form, auch wenn sie nicht geheilt werden kann, gut einstellbar und bietet eine etwas größere Komfortzone als der Typ-1-Diabetes. Um an der Ursache des falschen Lebensstils zu arbeiten, wird der Betroffene zu Beginn von einem Arzt oder einem Diabetesassistenten zu den Ursachen und Risiken aufgeklärt und beraten. Auch eine Therapie, die in der Regel aus oraler Medikation besteht, kann verordnet werden. Je nach Blutzuckerwerten wird individuell entschieden, ob Medikamente nötig sind, in welcher Dosis und nach welchem Stufenschema. Grundsätzlich wird auch an einer Raucherentwöhnung, Stressbewältigung, Bewegungsförderung und einer Alkoholabstinenz im Rahmen der Diabetesbehandlung gearbeitet. Das Ziel der Diabetes-Typ-2-Behandlung ist es, den Blutzuckerspiegel in einem möglichst konstant normwertigen Bereich zu halten. Auch der Langzeitwert, der sogenannte HbA1c-Wert, sollte zwischen 6,5 und 7,5 Prozent liegen.
Folgen
Bleibt ein Diabetes Typ 2 unentdeckt und damit unbehandelt, kann er zu schweren Folgeerkrankungen führen, die teilweise stark einschränkende Beeinträchtigungen mit sich bringen. Neben größeren Blutgefäßen können auch besonders die feinen Blutgefäße durch die erhöhten Blutzuckerwerte stark geschädigt werden, sowie auch vereinzelte Nerven oder Nervenbahnen. Dadurch kann es zu teilweise nicht reversiblen Spätfolgen kommen, wie
Schlaganfall oder Herzinfarkt
Erkrankungen der Augen (wie z. B. Ablösen der Netzhaut)
Taubheitsgefühlen (Nervenschäden)
Einschränkungen der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen
dem sogenannten diabetischen Fußsyndrom
Wundheilungsstörungen in Verbindung mit chronischen Wunden
Diabetes Typ 3
Die verschiedenen Diabeteserkrankungen können nicht immer klar abgegrenzt und in Typ 1 oder 2 eingereiht werden, weshalb für die nicht klar zuordenbaren Diabetesformen der Typ 3 definiert wurde. Er wird nochmals in Untergruppen (3a bis 3h) unterteilt. Diese Form des Diabetes ist eher selten anzutreffen und hat meist andere Erkrankungen als Ursache oder ist Folgeerkrankung von Therapien, Gendefekten, Virusinfektionen, zudem auch wiederkehrenden oder chronischen Entzündungskrankheiten der Bauchspeicheldrüse sowie wiederkehrendem Alkoholmissbrauch oder von Alkoholabhängigkeit.
Symptome
Auch beim Typ-3-Diabetes ist der Blutzuckerspiegel erhöht und kann die gleichen Symptome wie bei Typ 1 und 2 aufweisen.
Therapie
Auch hier ähneln sich die Therapien der Diabetesformen. Je nach Blutzuckerwerten kommen beim Typ-3-Diabetes orale Antidiabetika und/oder Insulin zum Einsatz. Für diese Form sind eine gesunde, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung ebenfalls von hoher Bedeutung.
Ernährung bei Diabetes
Bei der richtigen Ernährung denken die meisten von Diabetes Betroffenen, dass sie keinen Zucker mehr zu sich nehmen dürfen, und fühlen sich somit in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Jedoch ist zwischenzeitlich erwiesen, dass ein Totalverzicht auf Zucker nicht die Lösung der Erkrankung ist. Die Lösung ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Dabei wird ein langfristiger Ernährungsplan aufgestellt, der die tägliche Gesamtkalorienmenge, das richtige Nährstoffverhältnis und die Menge an Zucker enthält. Um die Motivation der Betroffenen nicht zu gefährden, sollen die persönlichen Vorlieben berücksichtigt und somit der Ernährungsplan dauerhaft eingehalten werden.
Grundsätzlich können Diabetiker alle Lebensmittel zu sich nehmen, jedoch sollten manche nur in Maßen verzehrt werden. Um sich hier besser orientieren zu können, gibt es den sogenannten glykämischen Index (GI). Er gibt an, welche Lebensmittel den Blutzucker in der Höhe des Wertes und mit welcher Geschwindigkeit beeinflussen. Je höher der angegebene Wert, desto höher die Geschwindigkeit und die Höhe des glykämischen Index. Im Idealfall sollten Diabetiker sich an Lebensmitteln mit einem niedrigen Index orientieren, diesen nicht als einziges Instrument bei ihrer Ernährung heranziehen. Kohlenhydrate, Fette, Ballast- und Nährstoffe sollten grundsätzlich über gesunde Lebensmittel zugeführt werden.
Um sogenannte Blutzuckerspitzen nach der Mahlzeit zu vermeiden, finden Sie hier die wichtigsten Ernährungsthemen im Rahmen einer Diabeteserkrankung:
Fettarme Ernährung
Besonders tierische Fette sollten nach Möglichkeit vermieden werden, da sie gesättigte Fettsäuren und Transfettsäuren enthalten. Käse, Fleisch und Wurst sollten demnach in Maßen verzehrt werden. Pflanzliche Fette haben auf dem Ernährungsplan hingegen eine bessere Position. Samen und Nüsse oder auch Oliven- und Rapsöl sind demnach zu bevorzugen. Ratsam sind also ungesättigte Fettsäuren, vor allem die Omega-3-Fettsäuren. Diese kommen vorwiegend in Seefisch vor.
Sättigende, ballaststoffreiche Produkte
Insgesamt ist sättigende, ballaststoffreiche Kost empfehlenswert. Dazu gehören Nudeln, Hülsenfrüchte, Reis, Gemüse, fettarme Milchprodukte und Obst. Nudeln und Reis sollten als Vollkornvariante verzehrt werden, ebenso wie Brot. Diabetiker, die am Typ 2 erkrankt sind, sollten ca. 40 Gramm Ballaststoffe zu sich nehmen. Ballaststoffreiche Lebensmittel sind z. B. Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornlebensmittel sowie Obst und Gemüse.
Vorsicht, Eiweiß!
Besondere Vorsicht ist bei Eiweiß geboten, da es bei möglichen Nierenschäden zusätzlich schädlich sein kann. Dazu sollte in jedem Fall eine individuelle Beratung erfolgen. Eiweiße sind in tierischen sowie in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, wie in Fisch, Fleisch, Milchprodukten und Eiern, zudem auch in Hülsenfrüchten, verschiedenem Gemüse und Vollkorngetreide.
Zuckerfall – süße Getränke
Nicht nur der Zucker in Schokolade, Gummibären oder Gebäck erzeugt Blutzuckerspitzen nach dem Verzehr, sondern auch süße Getränke wie Säfte, Cola oder andere Softdrinks. Diabetiker sollten eher zu Fruchtschorlen, Tee, Kaffee oder Wasser greifen.
Achtung Unterzuckerung
Leidet ein Diabetiker an einer Unterzuckerung, handelt es sich um einen akuten Notfall, da die Gefahr besteht, dass er in das sogenannte diabetische Koma fällt. In dieser Situation muss sofort ein Notarzt verständigt werden.
Wenn ein Diabetiker bewusstlos aufgefunden wird, kann es sich sowohl um eine Unterzuckerung als auch um einen extrem hohen Blutzuckerwert handeln. In jedem Fall sollte dem Bewusstlosen Traubenzucker unter die Zunge gelegt werden. Im Fall eines zu hohen Blutzuckers macht ein weiterer Anstieg durch den Traubenzucker für die Therapie durch einen Notarzt keinen Unterschied mehr, im Falle eines Unterzuckers wird dem Betroffenen unter Umständen das Leben gerettet. Insbesondere bei Diabetikern mit Typ 1 kann bei einer Unterzuckerung der Atem in einer solchen Situation nach Aceton riechen. Der Bewusstlose muss in die stabile Seitenlage gebracht werden, erst dann kann ihm der Traubenzucker in einem kleinen Stück unter die Zunge gegeben werden. Getränke oder weitere Nahrungsmittel sollten auf keinen Fall gegeben werden, da immer die Gefahr besteht, dass etwas in die Lunge gerät.
Ernährungsberatung
In sogenannten Diabetes-Schulungen sind der Umgang mit Lebensmitteln und eine Ernährungsberatung enthalten, die Betroffene für die richtige Ernährung sensibilisiert und das nötige Wissen zu diesem Thema vermittelt.
2023 wurde das Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz (PUEG) verabschiedet, um unter anderem die Leistungen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen im häuslichen Umfeld zu verbessern. *
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